Rückmeldungen per Sprachnachricht – erstaunlich gute Erfahrungen

Die Schülerinnen und Schüler haben eine grössere Arbeit abgegeben, und wir setzen einfach eine Note darunter. Das befriedigt viele Lehrpersonen nicht. Eine Rückmeldung soll differenzierter und persönlicher sein. Erste Erfahrungen mit Sprachnachrichten ermutigen, weil sie viele Bedürnisse abdecken, den Aufwand klein halten und in der Handhabung einfach sind.

Vorgehen

Während der Korrektur und Bewertung einer Arbeit, kommen einem viele Gedanken auf, die man gerne zurückmelden möchte. Vielleicht arbeitet man meinem Bewertungsraster oder man beachtet besondere Punkte. Nun kommt die Sprachaufzeichnung ins Spiel. Als Ergänzung oder als ausschliessliches Mittel nimmt man eine Sprachnachricht auf. Dabei spricht man das Kind persönlich an, lobt es, erläutert die Bewertung, gibt Tipps und zum Schluss verabschiedet man sich.

Zurück im Schulzimmer, wenn die Arbeiten zurückgegeben werden, stellt man jedem Kind die Sprachnachricht zur Verfügung, die es gleich mit einem Gerät hören kann.

Vocaroo der Sprachaufzeichnungsdienst

Screenshot Vocarro

Die Plattform Vocaroo ist ein Sprachaufzeichnungsdienst und eignet sich hervorragend für Audio-Rückmeldungen. Als Lehrperson geht man auf die Webseite, tippt den Startknopf und nimmt die Sprachnachricht auf. Anschliessend kann die Sprachnachricht heruntergeladen, einen QR-Code generiert oder einen Link kopiert werden. Als Link oder als ganze Datei kann nun den Schülerinnen und Schülern die Sprachnachricht zur Vergügung gestellt werden.

Bei persönlichen Rückmeldungen kommt schnell die Frage nach dem Datenschutz auf. Vocaroo speichert seine Daten in der EU und löscht die Daten nach einigen Monaten. Das geht in Ordnung. Trotzdem soll man schauen, dass die Sprachnachrichten keine Daten beinhalten, die das Kind zurückverfolgen lässt. Auch kann die Datei selbst schon früher gelöscht werden.

App Chirp.qr

Screenshot Chirp.qr

Eine weitere Möglichkeit ist die App Chirp.qr. Sie steht auf allen Lehrpersonen-iPads zur Verfügung. Ähnlich wie bie Vocaroo kann die Sprachaufnahme mit einem Tipp gestartet werden. Anschliessend kann die Aufnahme auf dem Server gesichert werden und währendessen generiert und speichert die App einen QR-Code in die Foto-App. Dort kann der QR-Code geholt und dem Kind zur Verfügung gestellt werden.

Über den Datenschutz und Löschmöglichkeiten haben ich keine Informationen gefunden. Darum ist mit dieser App Vorsicht geboten. Mindestens muss die Aufnahme anonymisiert sein.

Weitere mögliche Werkzeuge

Natürlich kann für Audio-Rückmeldungen ganz einfach die Standard-App Sprachmemos auf dem iPad verwendet werden. Der Vorteil dabei ist, dass mann die Datei nur auf seinem Gerät gespeichert hat und sie nicht automatisch auf einem Server landet. Andererseits können Audio-Dateien schnell gross werden und sind dann im Umgang nicht mehr so einfach.

Bild Apple

Eine weitere Möglichkeit sind Sprachnachrichten auf Microsoft Teams. Diese können direkt im Chat mit den Schülerinnen und Schülern aufgenommen und versendet werden. Diese Option wird aber nur auf der iPad-App angeboten, mit dem Laptop geht das nicht.

Auch Lerning Management Systeme, also digitale Arbeitspläne wie Learningview oder Schabi bieten Audio-Rückmeldungen an. Zudem gibt es weitere Möglichkeiten online Dinge aufzunehmen. Einen Überblick bietet die Schabi-Seite Audiotools von der PHZH.

Erfahrungen in der Praxis

Meine Erfahrungen mit Audio-Rückmeldungen sind äusserst positiv: einerseits als Lehrperson, anderesseits auch als Beurteilter in der Ausbildung zum PICTS.

Die erste Angst war der Aufwand. Ich habe mich schon gesehen, wie ich die Aufnahme x-mal verwerfe, weil ich irgend einen Versprecher oder einen Fehler gemacht habe. Das war aber überhaupt nicht so. In dem ich das Kind direkt ansprach, kam ich schnell in einem guten Redefluss. Versprecher oder Fehler habe ich einfach in der laufenden Aufnahme korrigiert und dringelassen. Das wirkt fast persönlicher als eine perfekte Aufnahme. Auch habe ich die Rückmeldung gleich nach dem Betrachten der Arbeit gesprochen. Man hat die Arbeit vor sich, hat sie gerade angeschaut und kann sehr gut darüber sprechen, genauso wie es im Schulzimmer im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern täglich passiert.

Der Aufwand fand ich sehr vertretbar. Pro Arbeit habe ich eine Aufnahme von ein paar Minuten aufgenommen. Ich staute wie viel Information ich in dieser Aufnahmezeit reinpacken konnte. In einer schriftlichen Rückmeldung hätte ich viele länger gerschrieben als für diese Sprachaufnahme.

Sehr schön fand ich, dass ich viel persönlicher und nuancierter meine Rückmeldung geben konnte. Gesprochende Sprache hilft aus meiner Sicht Gefühle zu transportieren und hat eine “Wärme”.

Ebenfalls als Beurteilter habe ich die Sprachrückmeldung sehr geschätzt. Es war für mich einfach die Gedanken des Dozenten nachvollzuziehen und habe mich direkt angesprochen gefühlt. Auch meine Schülerinnen und Schüler hatten Audio-Rückmeldungen geschätzt. Als sie Sprachnachricht gehört und die Kopfhörer abgestreift hatten, sagten sie zu mir spontan “danke”. Das sagt viel über den Wert einer solchen Rückmeldung.

Ich ermutige euch dies selbst einmal auszuprobieren. Vor allem für grössere Arbeiten wie Plakate, Präsentationen, Aufsätze oder Projektarbeiten eignet sich ein Audio-Feedback sehr gut vor allem auch als Ergänzung zu der Leitungsnote.